Bildhauer Michael Dekker
„Raumvorstellungen ganz unterschiedlicher Art werden aufgegriffen, reflektiert und plastisch umgesetzt. Sichtbare und unsichtbare Räume gewinnen durch raumgreifende Gestik an Ausdruck. Konkrete Erfahrungen und abstrakte Ideen von Raum manifestieren sich demnach gleichermaßen beim Wahrnehmen der Skulpturen Dekkers. In ihrer ausdrucksstarken Präsenz behaupten sich die dreidimensionalen Formfindungen im Raum. Zugleich thematisieren sie in ihrer gestisch-abstrakten Vielfalt Raum als formkonstituierendes künstlerisches Gestaltungsmittel.“ *
*Auszug aus: Reich, Annette (2018): K.O. Götz – „Malerei im Urzustand” und Michael Dekker – „Expressive Skulpturen”, in: Thomeczek, Wolfgang (2018): DIALOG – Gestische Abstraktion in Fläche und Raum | K.O. Götz – Malerei, M. Dekker – Skulptur, Ausstellungskatalog KunstKabinett Tiefenthal.
Die Skulpturen von Michael Dekker wirken wie sich materialisierende Strukturen, die den Raum unterbrechen, für sich einnehmen und definieren. Sie bauen sich von innen her auf, das Detail wird formgebend und bestimmt den Verlauf des Ganzen. Die Materialien, die Dekker verwendet, sind vielseitig. (Schicht-)Holz, teilweise lackiert, Bronze, Metall, Kunststoff sowie Fundstücke bauen sich zu erhabenen Gestalten, die
Assoziationen an Figuren wecken können, aber weitgehend abstrakt bleiben.
Einzelne Elemente werden der Gesamtform untergeordnet und gebogen, geschnitten oder gefräst. In ihrer ursprünglichen Materialität und Struktur werden sie aber belassen und damit zum Träger des gesamten Ausdrucks.
Ob die Skulpturen eruptiv oder in sich zusammenfallend erscheinen – ob etwas zusammenstürzt oder sich aufbaut/aufbäumt – das hängt teilweise von der Sichtweise des einzelnen Betrachters ab. Häufig haben sie eine nach oben zielende Leserichtung, sind meistens von sehr dynamischer und kräftiger Ausstrahlung und haben dadurch, dass Dekker das Material oft im Rohzustand belässt oder fertige Gegenstände zerschnitten mit einbaut, gleichzeitig ein destruktives Moment.
In einer Skulptur findet sich z.B. ein zerschnittenes Spülbecken. Manche Elemente sind kaum wieder zu erkennen, andere wiederum sofort. Die Skulptur ist, obwohl ein Alltagsgegenstand in ihr zur Kunst wird, kein Readymade. Der Gegenstand findet erst durch seine Umformung und Zersplitterung in vom Künstler definierte Einzelteile seine Berechtigung und wird Teil der künstlerischen Aussage.
Michael Dekker zeigt, dass bestimmte Materialien und bestimmte Oberflächen derart in eine Struktur eingebunden werden können, dass diese dem Objekt Erhabenes verleihen.
Die Ausstellung in der Orangerie präsentiert einen Querschnitt aus der bildhauerischen Arbeit, im Bleichhäuschen sind Malereien und Grafiken vom Künstler zu sehen.
Der Künstler hat Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und als Meisterschüler von Anthony Cragg 2013 seinen Abschluss gemacht. Er war Stipendiat des Trustee Programm EHF 2010 der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin und hat im letzten Jahr bereits im EIGEN + ART Lab Berlin ausgestellt. Zur Zeit kooperiert er mit dem Kunstring Folkwang in Essen, für den er eine Skulpturen-Serie fertiggestellt hat. Michael Dekker ist mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet und schon mehrfach institutionell ausgestellt worden.
(Text von Melanie Körkemeier M. A. zur Ausstellung BOOSTED ROOMS)
Für alle Abbildungen: © & Foto: Studio Michael Dekker 2021
CV – MICHAEL DEKKER
1983 geboren in Ludwigshafen am Rhein
2003-2005 Ausbildung zum Landwirt (Examen, staatlich geprüft)
2006-2013 Kunstakademie Düsseldorf, Studium der freien Kunst/Bildhauerei, Prof. Anthony Cragg
2007-2011 Universität Duisburg-Essen, Studium der Geographie, StEx.
2012-2013 Kunstakademie Düsseldorf, Gasthörer Baukunstklasse, Prof. Max Dudler, Prof. Karl-Heinz Petzinka
2013 Akademiebrief, Meisterschüler
AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL) – MICHAEL DEKKER
2020
liquid space, O&O DEPOT, Berlin (S)
PREIS DES KLAVIER-FESTIVAL RUHR 2020 FÜR EVGENY KISSIN, Preisträgerskulptur von Michael Dekker, Mercatorhalle Duisburg
Sommeraccrochage, Galerie Franz Swetec, Düsseldorf (G)
2019
Drei-Häuser-Kunstpfad, Krohne-Stiftung, Daun/Eifel (G)
Frantisek Kyncl | Michael Dekker, Galerie Franz Swetec, Düsseldorf (G)
2018
10 x 5, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin (G)
SOMMERNACHT, Michael Dekker, Dreigiebelhaus Xanten (S)
DIALOG – Gestische Abstraktion in Fläche und Raum, K. O. Götz und Michael Dekker, Kunstkabinett Tiefenthal (G)(C)
CLIMBING CHAMBERS, Galerie Wittenbrink, München (S)
WHITE SPRING, Galerie Klaus Benden, Köln (S)
Die Geschichte der Kunstgießerei Schmäke, Stadtmuseum Düsseldorf (G)
50 Jahre Kunstverein Gelsenkirchen – Kunst und Leidenschaft, KV Gelsenkirchen (G)
2017
DEW21 Kunstpreis, Dortmunder U, Dortmund (G)
10 Jahre Kunstverein, Block III: Neue Freunde, Kunstverein Duisburg (G)
SKULPTUREN, Drei Bildhauer-Generationen, Galerie Wittenbrink, München (G)
BOOSTED ROOMS, Orangerie Schloss Rheda, Rheda-Wiedenbrück (S) (C)
auftakt 2017, Michael Dekker mit Jan Holthoff, Kunstverein Duisburg (S)
Schnittstellen – Bestandsprobe IV, mpk Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (G)
2016
Kunstring Folkwang in Kooperation mit Michael Dekker: Unikat-Skulpturen für den Kunstring Folkwang, Essen
Michael Dekker, mit Simon Mullan, EIGEN+ART Lab, Berlin (S)
gute fortsätze, Kunstverein Leverkusen Schloss Morsbroich e. V., Leverkusen (G)
Abstract Strategies, Boeckercontemporary, Heidelberg (G)
Deltabeben. Regionale 2016, Kunsthalle Mannheim, Mannheim (G) (C)
2015
VOYAGE MEZZANINE, Galerie Clara Maria Sels, Düsseldorf (G)
Raum + Objekt, Teil XII: Raumkonvergenzen, Kunstverein Gelsenkirchen (G)
Abstract Strategies, Mirta Demare, ruimte voor actuele kunst, Rotterdam NL (G)
BROKEN PLATFORMS, mpk Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (S) (C)
INTERSTICE, Kunstverein Duisburg (S)
SPLITTING SPACE, Wasserburg Haus Graven, Langenfeld (S) (C)
Abstract Strategies, Galerie Martina Kaiser, Cologne (G)
DIE GROßE Kunstausstellung NRW Düsseldorf 2015, Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf (G)(C)
BLANK VOLUME, Galerie Wittenbrink, München (S) (C)
2014
BURST SCULPTURE, ZIP-Ausstellungsraum für Kunst, Basel (CH) (G)
Follow Up 2014, PricewaterhouseCoopers AG, Düsseldorf (G) (C)
Pfalzpreis für bildende Kunst in der Sparte Plastik, Museum Pfalzgalerie
Kaiserslautern (G)(C)
Strukturen im Raum, (mit Karl-Heinz Bogner), Kunstverein Radolfzell (S)
2013
Meisterschüler der Düsseldorfer Kunstakademie, Galerie Fischer-Zöller, Düsseldorf (G)
Tarnung, mit Rob Voerman, Weltkunstzimmer, HPZ-Stiftung, Düsseldorf (G)
Follow Up 2013, PricewaterhouseCoopers, Düsseldorf (G) (C)
Ausstellungstätigkeit seit 2009
Michael Dekker lebt und arbeitet in Wuppertal und Düsseldorf
(S) Soloshow (G) Groupshow (C) Catalogue
Preise / Stipendien
2017 Nominee DEW21 Kunstpreis, Dortmund 2015 Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung, Else Heiliger Fond, Berlin
2014 Pfalzpreis für Bildende Kunst in der Sparte Plastik (Nachwuchspreis)
2013 1. PwC-Förderpreis Junge Kunst aus der Akademie: Skulptur, PricewaterhouseCoopers AG Düsseldorf
2011 Akademie-Stipendium für Bildhauerei, Kunstakademie Düsseldorf
2009 Publikumspreis „Kunst mit Kunststoffen“, Fakuma (Internationale Fachmesse für Kunststoffverarbeitung), Friedrichshafen am Bodensee
Leihgaben
2015 Konrad-Adenauer-Stiftung, Skulpturengarten, Berlin
2011 / 2012 NATIONAL-BANK AG, Foyer Niederlassung Wuppertal
Projekte
2012 Bühnenskulptur für Shakespeare’s Hamlet, Neandertalhalle Mettmann